Dienstag, 26. November 2013

25. November, Katharinentag


Z wei Wochen später, die Glocken des Katharinentags waren gerade verklungen, machte Carlsson sich auf den Weg. Die Stadt hatte sich verändert. Buden standen entlang des Rheins, Lichter leuchteten. Tannenbäume bevölkerten die Straßen. Zwei Tage bis zum Weihnachtsmarkt.

Die vergangenen Wochen war Carlsson hinter den Arbeitern gegangen, hatte Dinge zurecht gerückt, vor dem Umfallen gerettet, Werkzeuge geölt und nach dem Rechten gesehen.
Abends hatte er sich im Schein der Walnusslampe an seine eigentliche Aufgabe gemacht: Zwölf Rollen, fast so groß wie Carlsson selber, auf seinem Rücken griffbereit in einem Köcher.

Vor zwei Wochen hatten Rehwald und er geredet und sich zugenickt. Carlsson war kurz in der Wichtelwohnung hinter dem hintersten Weihnachtsbaum verschwunden.

Rehwald öffnete die unterste Schublade an seinem Schreibtisch, griff ganz nach hinten und stellte eine Holzschatulle auf den Tisch. Aus altem Lindenholz und dunkelglänzend, fingen ihre Schnitzereien den Lampenschein. Zwischen Ranken, Blättern, Fabeltieren schimmerten Goldene Wörter und Buchstaben auf, 'J-U-L', 'X-M-A-S'*, 'N-A-T-A-L', 'N-O-E-L' und 'A-D-V-E-N-T'. Dazwischen waren zwei Schlüssellöcher sichtbar, ein kleines und ein großes. Carlsson und Rehwald nickten sich zu. Carlsson gab Rehwald eine der beiden altmodischen, runden, verdunkelten Sicherheitsbrillen aus Bronze, die er mitgebracht hatte. Beide zogen bestickte Samthandschuhe mit hohen Stulpen an, griffen in ihre Westentaschen, holten an Ketten einen kleinen und einen großen reich verzierten Silberschlüssel hervor - und öffneten die Truhe.

Zwei Wochen später machte sich Carlsson mit zwölf Rollen auf den Weg in die Löhrstraße und klopfte in der Tordurchfahrt des Klunkhardshofes an den dritten Stein.

Ella Elf würde helfen.





*Ein altes Wort, das vor 500 Jahren in schweren englischen Büchern erscheint.