Der Stein schob sich zur Seite. Ella Elf öffnete, etwas kleiner als Carlsson, ungefähr so hoch wie ein Lineal. Sie trug ähnliche Stiefel, aber einen grauen Kittel und blauen Wollrock, darüber eine gestreifte Schürze. Und ein dunkelrotes Umschlagtuch über ihren Schultern. Ihre Haare waren grau, gescheitelt und auf dem Hinterknopf unter der Mütze in einen praktischen Knoten gesteckt. Auf dem runden Gesicht mit den Pausbacken, der Stupsnase, und dem breiten Lächeln saß eine Nickelbrille. Sie hatte gelesen.
Ella
Elf war die Forscherin unter den Hauswichteln. Lange Zeit hatte sie
neben der Salbenküche im Kloster Eibingen gelebt, und dort für die
richtige Herdtemperatur beim Salbenbrauen gesorgt. Sie hatte häufig
in den vielen schweren Büchern dort gelesen, was sie brauchte, und
was sie interessierte. Und das war viel. Sehr viel.
Ihre
Heldin war die erste Äbtissin des Klosters, Forscherin wie sie.
Die
Hauswichtel von Rüdesheim gingen zu Ella, wenn sie Salben brauchten,
Hausaufgaben machten oder Kreuzworträtsel lösten.
Letzteres
besonders gerne in den Sommerferien, wenn ihre Familien nicht da
waren, und Zeitungen ungelesen durch den Postschlitz fielen. Die
Wichtel saßen dann an einer verborgenen Stelle am Rhein neben den
Entennestern, hatte ihre blanken Füße im Wasser und lösten Rätsel.
Nach
den Ferien wunderten sich die Familien dann über die entsorgten
Zeitungen und die gewonnenen Preisausschreiben, an denen sie nie
teilgenommen hatten.
Nun
aber war Winter, und Carlsson hatte ein Anliegen. Der Stein in der
Durchfahrt hatte die Tür zur Elfentreppe geöffnet, einer steilen
hohen Wendeltreppe, die die Elfen beim Bau des Klunkhardshofes vor
500 Jahren angelegt hatten. Sie führte in jeden Stock des
komfortablen Wohnhauses. Allerdings hatte Ella Elf eine entscheidende
Verbesserung vorgenommen. Carlsson und sie stiegen in einen
Weidenkorb, an den ein Seil festgemacht war. Ella pfiff, eine der
Hauskatzen sprang auf dem Speicher in einen zweiten Korb, und sauste
ihnen entgegen.
Das
Gewicht der Katze zog sie in die Höhe. Sie stiegen aus, Ella pfiff
ein zweites Mal. Die Katze verließ den Korb, und machte sich auf dem
Weg in die Küche.
Der
Dachspeicher war Ellas Laboratorium. Ein sehr gemütliches
Laboratorium. Hier wohnte sie auch.
An
der Dachluke stand ein Fernrohr. Ella murmelte etwas von 'Ison,
Komet, Jahrhundertereignis', und hörte Carlsson aufmerksam zu.
Als
der geendet hatte, schaute sie über ihre Brille und fragte: „Und?“
Carlsson
antwortete bedächtig: „Wir brauchen eine Karte.“
Ella
antwortete: „Kein Problem. Aber wir brauchen Strom. Der Hamster hat
Ausgang. Es ist wolkig, und es geht kein Wind. Würdest Du bitte?“
Sie wies auf ein klines Fahrrad, das über ein Trafo mit einem
komplizierten Gerät aus vielen Drähten, Zahnrädern und einer
Fahrradhupe verbunden war.
Seitdem
Ella Daten verarbeitete, hatten die Elfen keinen Turnverein mehr
besucht. Außer einigen Wichteldamen, die ihre Freundinnen und
Familien nicht alleine lassen wollten. Aber das merkwürdige Rascheln
und Kichern im Kinder- und Seniorenturnen war deutlich leiser
geworden.